geschäftsführender Gesellschafter der Logivest Gruppe
Ob Onlinehändler, KEP-Dienstleister oder Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe – fast alle Akteure innerhalb der Supply Chains suchen händeringend nach ausreichend großen Logistikflächen in annehmbarer Lage.
Für eine bedarfsgerechte Entwicklung von Logistikimmobilien sollte der Warenfluss im Fokus stehen. FOTO: iStock
Nicht am Bedarf vorbei entwickeln
Bestehende Konzepte hinterfragen
Fallbeispiele existieren bereits
Dieses Prinzip ist nicht neu – es entspricht der Logistikstrategie eines klassischen Großhändlers mit eigener Zustellung, also mit Zentrallagern und Hubs zur Feinverteilung. Neu ist allerdings die Dimension, wenn das Pre-Packing nicht im B2B-Bereich Anwendung findet, sondern im B2C-Bereich bei den zahllosen Kunden eines Onlinehändlers. In den USA sind solche und andere Ansätze zur Versorgung der letzten Meile bereits deutlich etablierter als hierzulande. Den hiesigen Akteuren stehen also zahlreiche Fallbeispiele und Ideen zur Verfügung, die sie auf die Übertragbarkeit für ihre eigene Strategie sowie auf ihre Skalierbarkeit prüfen und in Pilotprojekten zur Versorgung der letzten Meile erproben sollten.
Natürlich hat jedes Unternehmen seine eigene Bestell- und Auslieferstruktur. Ein Online-Pure-Player hat eine völlig andere Ausgangslage beziehungsweise Zielsetzung als ein stationärer Einzelhändler, der sein Geschäftsmodell um eine Onlinestrategie erweitern will. Aktuell werden gerade bei solchen Angebotserweiterungen Kompromisse eingegangen, die letztlich für Mehrkosten sorgen. Ist ein neuer Logistikstandort jedoch nicht wege- oder prozessoptimiert, übersteigen die Kosten für Lagerung und Arbeitskräfte eventuell die möglichen Gewinne. Der Nutzer muss dann über den gesamten Lebenszyklus hinweg draufzahlen – und zwar proportional zum Sendungsvolumen. Zudem sorgen die steigenden Grundstückspreise sowie Baukosten für hohe Immobilien-Investmentausgaben. Diese könnten besonders dann zum kalkulatorischen Problem werden, wenn sie aufgrund geänderter Prozesse nach einem gewissen Zeitraum nur noch eingeschränkt nutzbar sind.
Die Synergien, die ein stärkeres Prozessdenken ermöglichen kann, gehen noch deutlich weiter: Ein innovatives Modell wäre eine Lagerhalle, die von einem Logistikdienstleister betrieben wird – und zwar für mehrere Unternehmen derselben Branche. Beispielsweise könnten die Textilanbieter A, B und C mit den jeweiligen Produktsortimenten aus einer Halle mit einer Fuhre beliefert werden. Das würde zudem den innerstädtischen Warenverkehr reduzieren und die Transportkosten senken.
Gleiches gilt für die geplante Umsetzung des Hyperloops zum Warentransfer. Aktuell existieren Konzepte für einige deutsche Städte, unter anderem Hamburg. Der unterirdische und somit verkehrsneutrale Warentransport vom Zentrallager zur Umschlaghalle stellt ein absolut realistisches Szenario dar – aber nur, wenn die beteiligten Akteure ihre Immobilien vom Prozess her konzipieren. Wir wissen zwar nicht, welche Strategien in fünf oder zehn Jahren die letzte Meile maßgeblich prägen werden. Allerdings werden diejenigen Akteure deutlich im Vorteil sein, die bereits jetzt die für sie idealen Prozesse identifizieren und zum hauseigenen Standard hochskalieren.